Im Wettstreit um die Vorherrschaft in Niedersachsens Faustball der besten Jugendteams ist der MTV Wangersen auch in diesem Jahr wieder ganz vorne: die U18-Jungs sind am Sonntag Deutscher Meister vor heimischer Kulisse geworden. Wangersen war im Endspiel gegen Burgdorf erfolgreich, während das junge Team aus Unterhaugstett am Ende Dritter wurde. Die Ahlhorner wurden unglücklicher Vierter auf Wangersens Sportrasen.
Ein Auge auf das Turnier hatte Karola Bady, Redakteurin und ehemaliges Vereinsmitglied in der Jugend in Wangersen. Nicht als Redakteurin vor Ort, aber doch mit einem Artikel über die Begegnungen auf dem Platz, die ganz genau charakterisieren, was den Sport so einzigartig macht: die Menschen, die sich dem Faustball verschrieben haben und bis heute die Fahne hochhalten. Da steht ein Martin Becker als Coach am Spielfeldrand, den wohl jeder kennt, und betreut die Jungs aus Empelde, die als Nachrücker zur DM gekommen sind. „Nicht die beste Idee, den eigenen Sohn zu trainieren“, sagt Martin mit einem typischen Lächeln, der Hüne, der so viele Vereine in die Spitze geprügelt hat mit seinen Bombenaufschlägen und Angriffen, über sich und Sohn Marvin. Einen Gentest braucht von den beiden niemand zu verlangen. Wenn Marvin rückwärtsgeht, sieht das so aus wie sein Vater früher beim Faustball.
Am Spielfeldrand auch der ehemalige Ruschwedeler Achim Kuwert-Behrenz, der mit Frau und Sohn aus Ahlhorn nach Wangersen gekommen ist. Ebenfalls, wie Martin Becker, einst faustballerisch in Hannover erfolgreich, eine Zeit lang garantiert mit der weitesten Anreise zum Training aus dem Studium der Bundeswehr in München. Aber inzwischen sind viele Vereine nicht mehr vertreten, in Berlin ist es – wie in anderen Großstädten – eher mau mit Faustball, vielleicht auch, weil es an Menschen fehlt, die Traditionen wie diesen Sport in der Familie nicht mehr fortsetzen. Auch, wegen der Konkurrenz anderer Freizeitgestaltung, ganz sicher, und wegen Mangel an Förderung dieser Sportart. Immerhin stellt aber Berlin noch den Trainer und „Manager“ einiger Auswahlteams der Jungen, der mit seinem VfK in Berlin bei der DM in Wangersen aber nichts bestellen konnte.
Daher ist besonders der Vizemeister aus Burgdorf lobend zu erwähnen: mit einer Faustballabteilung, die gegen die Handball Bundesliga zu bestehen hat und das mit dem Titel als Vizemeister belohnt. Besonders komplett und sehr ausgeglichen auf allen Positionen war Unterhaugstett besetzt: im Angriff zwei Schlagmänner, die jeder für sich schon einen Meister ausmachen könnten. Der Zuspieler fast schon genial mit seinen Vorlagen, die über zwei Tage konsequent gut waren, und damit prinzipiell der beste Spieler des Turniers für die Autorin. Mit etwas Pech in der Zwischenrunde besiegten die Jungs aus dem Großraum Stuttgart (falls noch jemand nicht weiß, wo der Ort liegt) die Ahlhorner im Spiel um Platz drei. Bernd Schnackenberg dazu: „Besser das kleine Finale gewinnen, als das Finale verlieren“. Aber Vizemeister bleibt auch Vizemeister.
Auch unter den Zuschauern waren viele bekannte Gesichter von früher zu sichten: Ehemalige Spieler, Trainer, Betreuer, und sogar der Fahrer der Mädchen des MTV Wangersen von der Deutschen Meisterschaft in Oberwesel. Im Journalismus gibt es eine Regel von vielen: nenne einen namentlich, nenne alle. Das ist in diesem Moment unmöglich, es waren zu viele. Albert, früher ganz klar der Meistermacher in Wangersen, wird glücklich sein über das Ergebnis seines Vereins, das er mit seiner großzügigen Spende auch mitfinanziert hat.
Wenn auch viele früher erfolgreiche Vereine ins Mittelmaß abgerutscht oder ganz verschwunden sind, halten andere die Tradition im Faustball weiter hoch. Wangersen ganz vorn dabei. Glückwunsch an die Jungs aus dem Landkreis Stade, von einer Ehemaligen, die nach 50 Jahren „an den Tatort“ ihrer Jugendfaustballzeit zurück gekommen ist, um auch ihren einstigen Trainer, Dieter Kröger, aus der Bundesligazeit anzutreffen.
Wer jetzt nicht erwähnt wurde und deshalb sauer ist, möge sich bei der Autorin melden und wird dann im nächsten Artikel beim nächsten Mal erwähnt. Das gilt auch für den Faustballfotografen Christian aus Holstein, gerufen „Power“, der immer noch am Spielfeld mit zittert. Alle Ergebnisse sind hier: https://www.faustball.com/#/contest/3518/competition
*Dieser Text ist von der Sport-Redakteurin Karola Bady verfasst, die selbst ihre ersten Jahre im Faustball im MTV Wangersen erlebt hat und mit ihrem Team in Oberwesel Meisterin wurde, als Schülerinnen C der erste Titel im Verein. Mit dem TK Hannover ist sie 1987 in die Bundesliga aufgestiegen. Karola Bady hat sieben Jahre für Sport Bild gearbeitet.