Es ist wahrlich ein kleines Märchen, was die U12-Faustball-Mädchen des MTV Wangersen vollbracht haben. Sie blieben während der ganzen Feldsaison 2017 ungeschlagen, holten sich alle denkbaren Titel, auch den des Deutschen Meisters. Ganz einfach, werden viele denken. Das muss mit einem klaren Nein beantwortet werden, denn dahinter steckt ordentlich Arbeit mit ganz viel Können.
Verantwortlich für die jungen Mädchen ist, wie könnte es in Wangersen anders sein, Bernd Schnackenberg. Einige aus der erfolgreichen Mannschaft haben schon mit fünf Jahren unter seiner Regie Faustball gespielt, sind also schon sieben Jahre dabei. Natürlich sind auch immer wieder Neulinge integriert worden. Und das klappte alles ohne Probleme. Die ersten Erfolge gab es in den Klassen U8 und U10. Hier stehen mehrere Gewinne von Bezirksmeisterschaften in den MTV-Annalen. Und auch auf Landesebene gab es zwei Titel zu feiern. Niederlagen gab es nie, einfach traumhaft. Auf mehr als 100 Siege kamen die Jungspunde.
Um erfolgreich zu sein, ist natürlich auch ein Stamm der Mannschaft vonnöten. Und das sind Nele Müller, Jette Brunkhorst, Janne Meyer, Lea Serbian, Leandra Brandt und Nina Lindemann, die von Beginn an mit dabei sind. Trainer ist und war ohne Unterbrechung Bernd Schnackenberg.
Altersbedingt ging es dann in die Klasse U12. Im ersten Jahr musste ein wenig Lehrgeld bezahlt werden. Doch in diesem Jahr lief Wangersen zur Höchstform auf. Zuerst wurde der Bezirkstitel gewonnen. Und auch bei den Landesmeisterschaften auf eigener Anlage war man obenauf. Siege gab es in der Vorrunde gegen Schneverdingen, Brettorf und Huntlosen, ehe im Halbfinale der Wardenburger TV ohne Chancen war. Etwas enger, aber dennoch Sieger, war Wangersen im Finale gegen den TV Huntlosen (13:11, 11:7). So durften die MTV-Mädchen ihr erstes Gold in Empfang nehmen, qualifizierten sich gleichzeitig für die Deutschen Meisterschaften in Waibstadt (Baden-Württemberg).
„Ich hoffe, wir können uns gut verkaufen“, war die Prognose des Trainers. Und seine Truppe übertraf alle Erwartungen, kam in der Vorrunde zu Siegen über die Konkurrenz aus Biberach, Görlitz, Segnitz und Solingen, ehe im Viertelfinale gegen den TV GH Brettorf ein sattes 2:0 (11:7, 11:3) folgte. Dann das Semifinale gegen den TV Huntlosen, der schon bei den Niedersachsenmeisterschaften unbequem zu spielen war. Aber auch diese Hürde wurde mit 2:1 (11:9, 14:15, 11:3) genommen. Damit war das Endspiel gegen den TV Herrnwahlthann aus Bayern erreicht. Schnell sah es nach dem 11:6 in Satz 1 so aus, als würde der MTV ohne Gegenwehr Deutscher Meister werden. Doch die Gegner wussten sich zu steigern, glichen ihrerseits mit 11:5 zum 1:1 aus. Und der Krimi ging weiter. Wangersen hatte eine glatte 9:4Führung inne, fing dann aber zu wackeln an, kassierte überraschend den 9:9Ausgleich. Dann 10:10, ehe die Erlösung mit den nächsten beiden Punkten zum 12:10 kam.
Wangersen neuer Meister, eine unglaubliche Geschichte. Nachts ging es dann in den Heimatort zurück. Und hier wurde das Team im Heimathaus am nächsten Tag gebührend gefeiert. Zuvor hatte es eine Cabrio-Fahrt durch den ganzen Ort gegeben. Lohn für die erfolgreiche Crew ist auch, dass sie auf der Vorschlagliste für die Wahl zur „Mannschaft des Jahres“ in Niedersachsen steht. Und das wohl auch mit guten Chancen. Ende Januar wird das Abstimmungsergebnis dann veröffentlicht. Wäre einfach zu schön, wenn auch noch dieser Titel in das verrückte Faustballdorf geht.
Nun laufen die Spiele in der Halle. Bislang blieb Wangersen auch hier ungeschlagen, geht gleich mit zwei U12 Garnituren an den Start. Der Coach hat das Ziel mit dem Gewinn der Landesmeisterschaft ausgegeben. Und das ist den Mädchen durchaus wieder zuzutrauen, auch wenn es in Niedersachsen mehrere recht starke Mannschaften gibt. In der Feldsaison 2018 erfolgt dann der Wechsel in die Klasse U14. Hier müssen dann am Anfang wohl kleinere Brötchen gebacken werden. Aber mit der Zeit werden sich dann auch wieder die Erfolge einstellen, da kann man ganz sicher sein.